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98. Helmholtz Open Science Newsletter

Ausgabe vom 21. Juni 2023

1. Wissenschaftsminister:innen der G7-Staaten betonen die Relevanz von Open Science

Unter dem Titel “Respect for freedom and inclusiveness in scientific research and promotion of open science“ haben sich die Wissenschaftsminister:innen der G7-Staaten auf ihrer jüngsten Sitzung in Sendai, Japan, im Mai 2023 mit dem Thema Open Science befasst und seine Relevanz betont. In einer Abschlusserklärung stellten sie die Bedeutung von Open-Science-Praktiken, die Rolle von Forschungsinfrastrukturen, die FAIR-Prinzipien und den Zugang zu Forschungsdaten heraus. Sie adressierten außerdem den Umgang mit medizinischen Forschungsdaten und die Bedeutung von Wissenschaftskommunikation. Eine kurze Zusammenfassung der Sitzung ist hier verfügbar.

2. Open-Science-Strategien in Spanien und Italien beschlossen

Anfang Mai 2023 hat die spanische Regierung eine nationale Open-Science-Strategie (auf Spanisch) für den Zeitraum 2023 bis 2027 beschlossen. Im Rahmen der Strategie soll der offene Zugang zum Regelfall für alle aus öffentlichen Mitteln finanzierten Forschungsergebnisse werden. In der Open-Science-Strategie sind vier Ziele verankert: Aufbau interoperabler Informationsinfrastrukturen, Förderung der FAIR-Prinzipien zur Nachnutzung von Forschungsdaten, Open Access zu wissenschaftlichen Publikationen als Standard und die Umsetzung von Anreizsystemen und Mechanismen zur Forschungsbewertung um Open-Science-Praktiken zu fördern. Die Maßnahmen werden bis 2027 mit einem jährlichen Budget von rund 24 Millonen Euro unterlegt. Im zweiten Halbjahr 2023 wird Spanien den Vorsitz im Rat der Europäischen Union übernehmen.

Währenddessen hat in Italien die staatliche Forschungsorganisation Consiglio Nazionale delle Ricerche (CNR) eine interne Roadmap für Open Science (auf Italienisch) verabschiedet. Zu den fünf Kernthemen gehören Forschungsergebnisse, Forschungsbewertung, Forschungsinfrastrukturen für Open Science, Schulung und Support und der organisatorische Rahmen der Maßnahmen.

3. EU-Mitgliedstaaten betonen die Rolle von wissenschaftsgeleiteten Open-Access-Modellen jenseits von APCs

Unter der Überschrift „Schlussfolgerungen zu Wegen des hochwertigen, transparenten, offenen, vertrauenswürdigen und fairen wissenschaftlichen Publizierens” hat der Rat der Europäischen Union am 23. Mai 2023 eine weitere Bekräftigung der Unterstützung von Open Access als Publikationsstandard vorgelegt und dabei die Forderung nach sofortigem Open Access für wissenschaftliche Publikationen aus öffentlicher Förderung bekräftigt. Es wird die Notwendigkeit hervorgehoben nicht-gewinnorientierte und wissenschaftsgeleitete Open-Access-Modelle zu fördern. Die Mitgliedsstaaten werden aufgerufen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Gleichzeitig wird auf die Nachteile für die Forschung durch die aktuelle Dominanz kommerzieller Geschäftsmodelle beim Publizieren verwiesen. Die DFG hat in einer Stellungnahme die Ratsschlussfolgerungen begrüßt und kommentiert.

4. Bund-Länder-Leitlinie zu Open Access veröffentlicht

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Länder haben eine Bund-Länder-Leitlinie zu Open Access veröffentlicht. Sie bekräftigt das erklärte Ziel, Open Access als Standard des Publizierens in der Wissenschaft zu etablieren. Bund und Länder ermutigen in den Leitlinien wissenschaftsgetriebene und wissenschaftseigene Publikationsplattformen zu stärken. Darüber hinaus werden explizit die Bestrebungen, wissenschaftliche Reputationssysteme zu modifizieren und die Forschungsbewertung weiter zu entwickeln unterstützt; DORA wird dabei als Beispiel genannt.

5. AGU veröffentlicht Richtlinien für den ethischen Einsatz von KI in den Erd- und Weltraumwissenschaften

Der weltweit größte Verband der Erd- und Weltraumwissenschaften AGU, hat einen Bericht über den ethischen und verantwortungsvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen (KI/ML) in den Erd-, Weltraum- und Umweltwissenschaften veröffentlicht. Im Bericht werden Grundsätze für Forschende und wissenschaftliche Organisationen dargelegt und verschiedene Aspekte wie Transparenz, Dokumentation, Interpretation, Replizierbarkeit, Risiko, Voreingenommenheit, partizipative Methoden und organisatorische Praktiken sowie Verantwortlichkeit für die Auswirkungen in der Forschung und proaktiver Erwartungen von Fachgesellschaften, Geldgebern und anderen institutionellen Akteuren thematisiert. Der Bericht erkennt die Bedeutung von KI-/ML-Protokollen in der Wissenschaft an, antizipiert und entschärft aber auch die mit diesen Methoden verbundenen Risiken.

6. Leitlinie für die Entwicklung und Weitergabe von Software am Forschungszentrum Jülich

Im Rahmen des 4. Helmholtz Open Science Forums zu Forschungssoftware hat Ute Schelhaas aus der Unternehmensentwicklung des Forschungszentrums Jülich (FZJ) die „Leitlinie für die Entwicklung und Weitergabe von Software am Forschungszentrum Jülich” vorgestellt. Durch die Leitlinie soll ein handlungssicherer und nachhaltiger Umgang mit Forschungssoftware im Sinne guter wissenschaftlicher Praxis sichergestellt werden. Themen wie Distribution, Zitation und Lizenzierung werden ausführlich behandelt sowie Beratungs- und Hilfsangebote des FZJ dargestellt. Die Leitlinie basiert auf der Muster-Richtlinie „Nachhaltige Forschungssoftware an den Helmholtz-Zentren“ des Arbeitskreises Open Science der Helmholtz-Gemeinschaft.

7. Konsultation zum geplanten Forschungsdatengesetz: Stellungnahmen veröffentlicht

Nach einer öffentlichen Konsultation im April 2023 zum Erlass eines potenziellen Forschungsdatengesetzes hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nun die Stellungnahmen von ca. 90 Organisationen und Einzelpersonen aus Wissenschaft und Forschung veröffentlicht. Mit dem geplanten Gesetz sollen die Rahmenbedingungen für den Datenzugang, die Datenweitergabe sowie Datenaufbereitung bzw. -sicherung neugestaltet werden. Mit Hilfe der Konsultation zum Forschungsdatengesetz sollen Praxisbedarfe ermittelt sowie Rückmeldungen zur rechtlichen Umsetzbarkeit und praktischen Durchführbarkeit erfasst werden.

8. Dialogplattform und Social-Media-Kanäle von PID Network Deutschland online

Wie bereits berichtet, startete am 01. März 2023 DFG-Projekt „PID Network Deutschland“, das die Etablierung eines Netzwerkes aus PID-Expert:innen, Anwender:innen und Entwickler:innen zur Förderung von PID-Systemen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zum Ziel hat. Mit pid-network.de steht nun eine virtuelle Dialogplattform zur Verfügung, die zentrale Informationen zu PIDs bündelt sowie die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes und den Wissenstransfer zum Thema unterstützt. Die Plattform wird innerhalb der Projektlaufzeit sukzessive um Informationen zu internationalen Standards, Best Practices, FAQs und Beratungsangeboten erweitert. Zusätzlich werden Neuigkeiten zur Entwicklung, Anwendung und Implementierung von PIDs ab sofort auch über die Social-Media-Kanäle des Projekts auf Mastodon [@PIDNetworkDE@openbiblio.social] und Twitter [@PIDNetworkDE] kommuniziert.

9. Rückblick: Helmholtz Open Science Forum „Scholar-Led Publishing at Helmholtz”

Am 13. April 2023 widmete sich das Helmholtz Open Science Forum „Scholar-Led Publishing at Helmholtz” dem wissenschaftsgeleiteten Publizieren. Auf Grundlage eines ersten Entwurfs einer Stellungnahme, der gemeinsam vom Helmholtz Open Science Office und der Task Group Open Access Transformation des Arbeitskreises Open Science in der Helmholtz-Gemeinschaft entwickelt wurde, hatten rund 75 Teilnehmer:innen die Gelegenheit, sich zum Thema zu informieren, auszutauschen und zu diskutieren.

Das Forum leistete einen ersten wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung über mögliche Gefahren für die Wissenschaft durch Fehlentwicklungen im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens und zeigte Optionen für das weitere Vorgehen für Helmholtz auf. Das vielfältige Programm bot Einblicke in verschiedene Geschäfts- und Funktionsmodelle Community-betriebener Open-Access-Fachzeitschriften, etablierter Open-Access-Publikationsinfrastrukturen sowie einen Blick auf die Perspektiven der EU-eigenen Publikationsplattform „Open Research Europe”. Die Erkenntnisse aus den Vorträgen und Diskussionen werden in die weitere Entwicklung der Stellungnahme einfließen. Die Dokumentation zum Forum, inklusive der Präsentationsfolien aller Vortragenden, finden Sie hier.

10. Rückblick: Helmholtz Open Science Forum „Research Evaluation, Reputation Systems, and Openness”

Am 09.05.2023 fand das Helmholtz Open Science Forum „Research Evaluation, Reputation Systems, and Openness” statt. Anlässlich dieses Forums präsentierten Expertinnen und Experten aus Helmholtz und der Wissenschaftslandschaft aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Forschungsbewertung und reflektierten den Zusammenhang von Reputationssystemen und Offenheit. Die Veranstaltung widmete sich drei thematischen Schwerpunkten: Helmholtz-Qualitätsindikatoren für Daten- und Softwareprodukte, 10 Jahre Declaration on Research Assessment (DORA) und Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA). Die Dokumentation zum Forum, inklusive der Präsentationsfolien der Vortragenden, wird zeitnah über die Veranstaltungsseite folgen.

11. Rückblick: Transform2Open Workshop zum Kostenmonitoring

Im Rahmen des DFG-geförderten Projektes Transform2Open fand am 10. Mai 2023 unter Federführung der Projektpartnerin Zentralbibliothek des Forschungszentrum Jülich der erste offene Online-Workshop des Projektes zum Thema „Kostenmonitoring - Problemfelder und Handlungsbedarfe” statt. Die hohe Relevanz des Themas „Kostenmonitoring” in der Open-Access-Transformation wurde durch die hohe Teilnehmer:innenzahl unterstrichen. Etwa 230 Praktiker:innen aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen arbeiteten in einem intensiven Austausch an Fragen zu genutzten Werkzeugen, Strukturen und Workflows sowie zu Hindernissen und Lösungsansätzen in diesem Zusammenhang. Die Präsentationsfolien, inkl. der Impulsvorträge, sind hier veröffentlicht.

12. Rückblick zu Aktivitäten rund um Reproduzierbarkeit in der Forschung

Reproduzierbarkeit ist ein zentraler Bestandteil der Diskussion zu Open Science, denn reproduzierbare Forschung fördert die wissenschaftliche Integrität und stärkt gesellschaftliches Vertrauen in wissenschaftliche Ergebnisse. Daher widmet sich das Helmholtz Open Science Office mittlerweile verstärkt dieser Thematik. In diesem Kontext waren Kolleg:innen des Helmholtz Open Science Office erneut mit Vorträgen auf Konferenzen vertreten.

Am 11. Mai 2023 führte das German Reproducibility Network (GRN) sein erstes Symposium zum Thema „Bildung und Reproduzierbarkeit” in Berlin und online durch. Vertreter:innen nationaler und internationaler Reproduzierbarkeitsinitiativen berichteten in Vorträgen zu Schulungsangeboten an ihren Einrichtungen. Der Workshop wurde in Zusammenarbeit mit dem QUEST Center for Responsible Research des Berlin Institute of Health @Charité und dem Helmholtz Open Science Office organisiert – beide Einrichtungen sind Gründungsmitglieder und Mitglieder der Steering-Gruppe des GRNs.

Im Rahmen der Helmholtz AI Konferenz präsentierte das Helmholtz Open Science Office außerdem das Thema Reproduzierbarkeit in Bezug auf Machine Learning am 14. Juni. Die Konferenz fand vom 12. bis 14. Juni 2023 am DESY in Hamburg statt und brachte KI-Forschende aus Helmholtz und darüber hinaus zusammen.

13. Rückblick: 4. Helmholtz Open Science Forum zu Forschungssoftware

Am 22. und 23. Mai 2023 fand im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) das vierte Helmholtz Open Science Forum zu Forschungssoftware, eine gemeinsame Veranstaltung der Task Group Forschungssoftware und dem Helmholtz Open Science Office, statt. Vertreter:innen der Zentren tauschten sich über Erfolge und Schwierigkeiten bei der Etablierung einer Policy für Forschungssoftware an den jeweiligen Zentren aus. Es gab Beiträge zu den Themenfeldern Softwareentwicklung, -Lizenzierung und Forschungsdatenmanagement. Außerdem wurde ein exemplarischer Workflow für die Veröffentlichung von Software und das Helmholtz Software Directory vorgestellt. Die Dokumentation der Veranstaltung ist in Kürze hier zu finden.

14. Rückblick BiblioCon 2023: Breite Beteiligung des Helmholtz Open Science Office

Vom 23. bis 26. Mai 2023 fand die 111. BiblioCon, erstmals unter diesem neuen Namen, in hybrider Form in Hannover statt. Rund 3500 Teilnehmer:innen nutzten die Gelegenheit, sich bei dieser größten Fortbildungsveranstaltung des Bibliothekswesens im deutschsprachigen Raum zu neuen Entwicklungen in den Informationswissenschaften zu informieren und sich zu vernetzen. Das Helmholtz Open Science Office war auch dieses Jahr wieder mit verschiedenen Beiträgen vertreten. Es wurde die Fokusgruppe Open-Access-Helpdesk in der Postersession, sowie die Projekte Transform2Open (Vortrag) und PID Network Deutschland (Vortrag) vorgestellt. Außerdem war das Helmholtz Open Science Office auf Einladung für die Moderation der Session zu „Diamond Open Access“ verantwortlich.

Save the Dates

  • 07. Mai 2024

    Das Projekt "PID Network Deutschland" lädt Sie herzlich ein zum Online-Seminar "PIDs für Instrumente".

  • 04. bis 07. Juni 2024, Hamburg

    Die 112. BiblioCon wird in diesem Jahr unter dem Motto „offen.lokal.global" vom 04. bis 07. Juni 2024 im Congress Centrum Hamburg (CCH) stattfinden und wird vom Verein…

  • 11. bis 13. Juni 2024, Prag (Tschechien)

    Die Konferenz dient als internationales Gipfeltreffen mit Vorträgen, Aktivitäten und Workshops, rund um die Nutzung, Anwendung und Herausforderungen von…

  • 10. bis 12. September 2024, Köln

    Die Open-Access-Tage sind die zentrale jährliche Konferenz zum Thema Open Access und Open Science im deutschsprachigen Raum. Sie finden das nächste Mal vom 10.-12.…

Literaturempfehlungen

Brinkman, L., Dijk, E., Jonge, H. de, Loorbach, N., & Rutten, D. (2023). Open science. A practical guide for early-career researchers. Zenodo. doi.org/10.5281/zenodo.7716153

Eglen, S. J. (2023). Rights retention: a primer from UKRN [UK Reproducibility Network]. OSF Preprints. doi.org/10.31219/osf.io/2ajsg

Ferwerda, E., Snijder, R., & Stern, N. (2023). Open access to books – the perspective of a non-profit infrastructure provider. Journal of Electronic Publishing, 26(1). doi.org/10.3998/jep.3303

Fleerackers, A., Chtena, N., Pinfield, S., Alperin, J. P., Barata, G., Oliveira, M., & Peters, I. (2023). Making science public: a review of journalists’ use of Open Science research (12:512). F1000Research. doi.org/10.12688/f1000research.133710.1

Haven, T. L., Abunijela, S., & Hildebrand, N. (2023). Biomedical supervisors’ role modeling of open science practices. eLife, 12, e83484. doi.org/10.7554/eLife.83484

Kohrs, F. E., Auer, S., Bannach-Brown, A., Fiedler, S., Haven, T., Heise, V., Holman, C., Azevedo, F., Bernard, R., Bleier, A., Bössel, N., Cahill, B., Castro, L. J., Ehrenhofer, A., Eichel, K., Frank, M., Frick, C., Friese, M., Gärtner, A., … Weissgerber, T. (2023). Eleven strategies for making reproducible research and open science training the norm at research institutions. OSF Preprints. doi.org/10.31219/osf.io/kcvra

Rijcke, S. de, Cosentino, C., Crewe, R., D’Ippoliti, C., Motala-Timol, S., Binti A Rahman, N., Rovelli, L., Vaux, D., & Yupeng, Y. (2023). The future of research evaluation: a synthesis of current debates and developments. The InterAcademy Partnership (IAP). doi.org/10.24948/2023.06

Verburg, M., Braukmann, R., & Mahabier, W. (2023). Making qualitative data reusable - a short guidebook for researchers and data stewards working with qualitative data (Version 1). Zenodo. doi.org/10.5281/zenodo.7777519

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