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Bericht von den Open-Access-Tagen 2024

Blick in einen Hörsaal mit voll besetzten Stuhlreihen und einem Podium, auf dem eine Person an einem Stehpult vor einer Präsentationsfolie mit dem Logo der Open-Access-Tage 2024 und dem Text „Herzlich Willkommen!“

Auch in diesem Jahr war das Helmholtz Open Science Office bei den Open-Access-Tagen 2024 vom 10. bis 12. September 2024 in Köln vertreten. Wir berichten von der Konferenz.

Vom 10. bis zum 12. September fanden in Köln die diesjährigen Open-Access-Tage, die zentrale Konferenz zum Thema Open Access im deutschsprachigen Raum, statt. Unter dem Konferenzmotto ‚DEAL, Diamond and beyond – Open Access zwischen Souveränität und Abhängigkeit‘ lud das Ortskomitee – bestehend aus der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, der Technischen Hochschule Köln, dem GESIS, der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen sowie dem ZB MED - Informationszentrum Lebenswissenschaften – zur 18. Ausgabe der Open-Access-Tage an den Campus Südstadt der TH Köln ein. Rund 300 Teilnehmer:innen hatten sich auf den Weg nach Kölle gemacht. Auch das Helmholtz Open Science Office war vor Ort vertreten.

Über drei Tage gab es ein reichhaltiges Programm bestehend aus drei Keynotes, zwei Diskussionen, zehn Sessions mit insgesamt 30 Vorträgen, 19 Workshops, einer Postersession und dem Toolmarktplatz, sowie nicht zuletzt einem Rahmenprogramm wie einem Konferenzdinner und Führungen durch Bibliotheken der ausrichtenden Einrichtungen.

Die Konferenz und damit der erste Tag wurden eröffnet mit Grußworten von Prof. Dr. Klaus Becker (Vizepräsident für Forschung der TH Köln), Univ.-Prof. Dr. Claus Cursiefen (Prorektor für Forschung der Universität zu Köln) und Dr. Anja Oberländer (Stellvertretende Direktorin Kommunikations-, Informations-, Medienzentrum der Universität Konstanz, und Vorsitzende des Programmkomitee der Open-Access-Tage). Das inhaltliche Programm begann im Anschluss mit der ersten Keynote mit dem Titel ‚Diamond Open Access: Vierte und finale Welle der Open-Access-Förderung?‘ von Niels Taubert (Universität Bielefeld). Taubert skizzierte darin vier Wellen von Open Access: Institutionelle Repositorien als erste Welle, Article Processing Charges und Publikationsfonds als zweite Welle, Transformationsverträge als dritte Welle, und Diamond Open Access als vierte und aktuell laufende Welle. Taubert vertrat die These, dass diese Wellen stets den gleichen vier Phasen folgen würden, nämlich zunächst einer Begeisterung, danach der Implementierung, dann einer Sichtbarwerdung der Leistungsfähigkeit und Abhängigkeiten, und zuletzt einer Ernüchterung und Enttäuschung. Bezogen auf Diamond Open Access schlussfolgerte Taubert, dass wissenschaftspolitische Erwartungen unrealistisch erscheinen, da es für große Diamond-Open-Access-Zeitschriften in Deutschland an Vorbildern fehle und die unbezahlte Arbeit prekär Beschäftigter in Instabilität umschlagen könne; und es daher einer „dauerhaften Finanzierung jenseits lokal gegebener Zufälligkeiten“ bedürfe. Zweimal zwei parallele Sessions sowie zahlreiche Workshops führten zu einem gut gefüllten ersten Konferenztag. In der Session ‚Wissenschaft und Kommunikation‘ gab es unter dem Titel ‚Wissenschaftsgeleitetes Publizieren – Perspektiven für Forschungseinrichtungen‘ einen Vortrag des Helmholtz Open Science Office, der von Wissenschaft selbst getragene und geführte Publikationsinfrastrukturen als einen vielversprechenden Ansatz zur Wiedererlangung von Souveränität skizzierte. Lea Maria Ferguson stellte dazu den in der Helmholtz-Gemeinschaft stattfindenden Diskussionsprozess um die Weiterentwicklung der Open-Access-Transformation sowie die Hinwendung zu wissenschaftsgetragenen Publikationsinfrastrukturen und wissenschaftsgeleiteten Publizieren vor (siehe hierzu unter anderem das Diskussionspapier ‚Wissenschaftliches Publizieren bei Helmholtz: Status Quo, Szenarien für Scholar-led Publizieren‘). Am Nachmittag lud des Weiteren das Projekt OA Datenpraxis, an dem das Helmholtz Open Science Office beteiligt ist, gemeinsam mit den Projektpartner:innen zum Workshop ‚Stand und Perspektive des Open-Access-Reportings‘ ein.

Ganz im Sinne des Konferenzmottos begann der zweite Tag mit Sessions zu den Themen ‚Diamond und Fair‘ sowie ‚Diamond und Finanzierung‘, Workshops zu Diamond Open Access und DEAL sowie einer Fishbowl-Diskussion unter dem Titel ‚Wie beeinflusst der DEAL die deutsche Publikationslandschaft?‘ Der Mittag war exklusiv dem Toolmarktplatz sowie der Postersession gewidmet. Hier war das Helmholtz Open Science Office mit Beiträgen aus drei seiner Drittmittelprojekte vertreten: für das PID Network Deutschland mit dem Poster ‚Persistente Identifikatoren für offene und FAIRe Wissenschaft‘ und für open-access.network und Transform2Open mit dem gemeinsamen Poster ‚Informationsbudget – Navigation auf den Wegen zur Open-Access-Transformation‘. Moderiert von Marcel Meistring vom Helmholtz Open Science Office (der auch Teil des Programmkomitees war) sprach Victoria Tsoukala von der Europäischen Kommission in der anschließenden zweiten Keynote zur Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens und den Aktivitäten der EU. Tsoukala schlug darin einen großen Bogen und präsentierte zentrale Initiativen für ein gerechteres und transparenteres wissenschaftliches Kommunikationsökosystem mit einem Fokus auf wichtigen EU-Richtlinien und -Initiativen einschließlich der Transformation von Open Research Europe (ORE) zu einem kollektiv finanzierten und betriebenen, gemeinnützigen Publikationsdienst. Weitere Sessions und Workshops widmeten sich unter anderem den Themen Publikationsinfrastrukturen, Best Practices und dem Thema Informationsbudget; außerdem fand auch ein Workshop unter Beteiligung des Helmholtz Open Science Office statt (‚Wissenschaftsblogs als Blaupause für das wissenschaftsgeleitete Open-Access-Publizieren‘). Der Tag fand mit einem gut besuchten Konferenzdinner für den oft zu kurz kommenden Austausch sein Ende.

Der dritte und letzte Konferenztag begann mit einer lebendigen und teilweise hitzigen Podiumsdiskussion unter dem Titel ‚Publish and pay or Perish?!‘, die mit Vertreter:innen von Forschungseinrichtungen, aus der Forschungsförderung und aus dem Verlagswesen besetzt war. In anschließenden Sessions standen die Themen Open Journal Systems (OJS) und Open Monograph Press (OMP) sowie die große Frage der Umsetzung der Transformation im Fokus; während sich weitere Workshops unter anderem den Fachrepositorien zwischen technisch-organisatorischer Professionalisierung und Vernetzung mit ihren Forschungscommunities oder der Gamification in der Open-Access-Beratung annahmen. Abgeschlossen wurden die Open-Access-Tage mit einer dritten Keynote zur Umsetzung der Open Science-Agenda und dem Beitrag der Deutschen UNESCO-Kommission von Dr. Fatma Rebeggiani (UNESCO Deutschland), die darin ausgehend von der UNESCO Open Science Empfehlung von 2021 die Entwicklungen der UNESCO und die Aktivitäten der Deutschen UNESCO-Kommission präsentierte. Der Fokus galt dabei insbesondere der Frage von Gerechtigkeit bei Open Access im Rahmen internationaler Wissenschaftskooperationen, wozu Rebeggiani auch einige Gute-Praxis-Beispiele aus dem globalen Kontext vorstellte. Ganz zum Schluss folgte die Posterprämierung und natürlich die Abschlussmoderation mit Bekanntgabe der Ausrichtung der Konferenz im nächsten Jahr: Dann trifft sich die deutschsprachige Open-Access-Community vom 17. bis 19. September am Bodensee in Konstanz – zu den Open-Access-Tagen 2025.

Alle Keynotes und Sessions sowie die Podiumsdiskussion wurden frei zugänglich via Livestream übertragen. Die Streams sind auf dem YouTube-Kanal der ZB MED auch nachträglich verfügbar. Später werden die Vorträge auch einzeln auf dem AV-Portal der TIB veröffentlicht. Zudem werden viele Inhalte, wie beispielsweise die Poster und Vortragsfolien, nach und nach in der Zenodo-Community der Open-Access-Tage 2024 veröffentlicht. Was die Konferenz zum Thema persistente Identifikatoren bereit gehalten hat, beschreibt ein Kurzbericht des PID Network.