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99. Helmholtz Open Science Newsletter

Ausgabe vom 09. August 2023

1. Open-Access-Anteil in Helmholtz steigt auf 81 %

Der Anteil der Open-Access-Publikationen in Helmholtz steigt weiter: 81 % der aus Helmholtz-Zentren publizierten Zeitschriftenartikel im Publikationsjahr 2021 sind Open Access verfügbar. Damit wurde das 2016 beschlossene Ziel einer Open-Access-Quote für Helmholtz von mindestens 80 % bis Ende 2022 erreicht. Die Open-Access-Quote der Helmholtz-Zentren wird jährlich vom Helmholtz Open Science Office erhoben. Die Helmholtz Open Science Policy beschreibt zukünftige Zielmarken im Bereich Open Access. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Webseite zum Thema Open Access.

2. Trilogverhandlungen zum Data Act erfolgreich abgeschlossen

Ende Juni 2023 wurden die Trilogverhandlungen zum Data Act (ursprünglicher Vorschlag) erfolgreich abgeschlossen. Der Text der erzielten Einigung ist aktuell noch nicht öffentlich zugänglich. Das Gesetz zielt darauf ab, die Zugangsrechte zu Daten zu regeln, insbesondere im Zusammenhang mit dem Internet der Dinge. Damit setzt die EU-Kommission einen weiteren Punkt ihrer im Februar 2020 veröffentlichten Datenstrategie um. Nicht zuletzt geht es der EU-Kommission darum, die Interessen kleinerer Marktteilnehmer:innen zu stärken. Für öffentliche Stellen wird mit dem Gesetz die Möglichkeit geschaffen, unter außergewöhnlichen Umständen, auf Daten unter Kontroller privater Unternehmen zuzugreifen. Zu den Regelungen, die auch für Konsumenten:innen direkte Bedeutung haben, zählt die Verpflichtung von Anbietern von Clouddiensten, ihren Kund:innen bzw. deren Daten technisch nahtlos den Wechsel zu anderen Anbietern zu gewährleisten. Einen hilfreichen Überblick über die Gesetzgebungen bzw. Gesetzgebungsvorhaben der Europäischen Kommission im Kontext Datenrecht gibt Ole-Christian Tech in der aktuellen Ausgabe des DFN-Infobrief Recht.

3. Schwedische EU-Ratspräsidentschaft: Aufruf zu Investitionen in Open Science und Forschungsdatenmanagement

Eine Priorität der kürzlich zu Ende gegangenen EU-Ratspräsidentschaft Schwedens war die Förderung der Nachnutzung von Forschungsdaten. Diese Bemühungen kulminierten in der Konferenz „The potential of research data – How research infrastructures support new opportunities and benefits for society” (19. bis 20. Juni 2023) bzw. in der dort beschlossenen „Lund Declaration on Maximising the Benefits of Research Data”. Mit der Erklärung wird erneut die Überzeugung betont, eine umfassendere Nachnutzung von Forschungsdaten berge große Potentiale für die Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen und für die Stärkung der Innovationsfähigkeit Europas. Basierend auf dieser Einschätzung rufen die Minister:innen zur Förderung von Open Science und Investitionen für die hierfür notwendigen Infrastrukturen auf.

4. Forschungsdatengesetz: Diskussionsimpuls vom RfII

Mit seinem „Diskussionsimpuls: Anforderungen an die Ausgestaltung eines Forschungsdatengesetzes und eines Dateninstituts“ nimmt der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) erneut zu einem Gesetzesvorhaben der Bundesregierung Stellung, dessen genaue Inhalte noch unklar sind. In ihrem Koalitionsvertrag hat die Regierungskoalition – ganz auf der Linie der Lund Declaration on Maximising the Benefits of Research Data – den Beschluss eines Forschungsdatengesetzes vereinbart. Die Zielsetzung des Gesetzgebungsvorhaben, die Förderung der Nachnutzung von Forschungsdaten, ist klar. Welche Hindernisse genau dafür beiseite geräumt werden müssen und welche Instrumente dafür am geeignetsten sind, ist weniger klar. Das in der Bundesregierung federführend zuständige Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat deshalb bereits eine schriftliche Befragung durchgeführt. Die aktuelle Stellungnahme des RfII, die seine in der BMBF-Umfrage gegebenen Antworten ergänzt, ist lesenswert, weil in ihr viele Fragen (z. B. fehlende Rechtssicherheit bei der Verknüfung von Daten, die Lizenzierung von Daten sowie die Abgrenzungsproblematik von personenbezogenen und nicht-personenbezogenen Daten), die bei der Ausgestaltung des Gesetzes berücksichtigt werden sollten, aufgezeigt werden.

5. Erweiterung der Bewertungskriterien ERC-Arbeitsprogramm 2024

Das neue ERC-Arbeitsprogramm 2024 wurde im Juli 2023 von der Europäischen Kommission angenommen. Es beschreibt das jährliche Arbeitsprogramm für den Europäischen Forschungsrat (ERC), der durch das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont Europa“ der Europäischen Union finanziert wird. Der Plan enthält neue Elemente bei der Bewertung von Forschungsvorschlägen und Lebensläufen der Kandidat:innen sowie beim Evaluierungsprozess und sieht Änderungen in der Struktur der Bewertungsgremien vor. So werden explizit neben klassischen bibliographischen Angaben Erläuterungen zu „Forschungsprodukten” erwartet; dies können also auch Ergebnisse jenseits klassischer Publikationen sein, beispielsweise Forschungsdaten, Forschungssoftware oder andere Beiträge: „[…] neben den üblichen biografischen Informationen wird von den Bewerber:innen erwartet, dass sie eine Liste von bis zu zehn Forschungsergebnissen vorlegen, aus denen hervorgeht, wie sie ihr Wissen auf ihrem Gebiet erweitert haben” (weitere Informationen siehe Pressemitteilung).

6. NFDI fördert Basisdienst für Persistente Identifikatoren – PID4NFDI

Die Konsortialversammlung des NFDI-Vereins hat in ihrer Sitzung am 07. Juli 2023 die Förderung zweier weiterer Basisdienst-Anträge beschlossen. Neben „TS4NFDI” (Terminology Services for NFDI), dessen Ziel es sein wird, das Terminologiemanagement innerhalb der NFDI zu standardisieren und zu harmonisieren, wurde der Antrag von „PID4NFDI” (Persistent Identifier Services for the German National Research Data Infrastructure) zur Förderung angenommen.

Ziel der einjährigen Initialisierungsphase ist die Entwicklung einer gemeinsamen PID-Strategie für die NFDI durch Fallanalysen und Requirements Engineering, welche bestehende Lösungen und Anforderungen der NFDI-Konsortien erfasst. Das Arbeitsprogramm von PID4NFDI stützt sich auf bewährte PID-Infrastrukturen, Erfahrungen und Materialien. Unter anderem ist eine enge Zusammenarbeit zwischen PID4NFDI und PID Network Deutschland vorgesehen. Projektpartner in PID4NFDI sind DataCite, die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen (GWDG), das Helmholtz Open Science Office und die TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek.

Mehr zum Vorhaben können Sie hier sowie auf der ersten NFDI-Konferenz zum Thema Forschungsdateninfrastrukturen (CoRDI) in Karlsruhe erfahren. Unsere Kollegin und Projektmitarbeiterin Antonia Schrader wird in diesem Rahmen auf die Projekte in ihrer Präsentation „Isn’t a number and a URL enough? Why PIDs matter and technical solutions alone are not sufficient.” am 14. September 2023 um 10.30 Uhr eingehen.

7. FAIR für Jupyter Notebooks: Ein praktischer Leitpfaden

Die Initiative Australian Research Data Commons (ARDC) hat einen praktischen Leitfaden mit Empfehlungen zur Einhaltung der FAIR-Prinzipien in Bezug auf Auffindbarkeit, Zugänglichkeit, Interoperabilität und Wiederverwendbarkeit von Jupyter-Notebooks veröffentlicht. Jupyter-Notebooks sind in der Forschung und Datenwissenschaft weit verbreitet, aber es gibt einige Herausforderungen, um sie für Anwender:innen FAIR zu gestalten.

8. Helmholtz Incubator Software Award: Ausschreibung

Der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft schreibt einen neuen Preis aus, den Helmholtz Incubator Software Award. Die Ausschreibung richtet sich an Angehörige der Helmholtz-Zentren und ist bis zum 30. September 2023 geöffnet. Der Preis soll die Entwicklung professioneller und qualitativ hochwertiger Forschungssoftware fördern und das Engagement für Software als Grundlage moderner Data Science würdigen. Die Ausschreibung fügt sich in die vielfältigen Aktivitäten der Helmholtz-Zentren zur Implementierung der Helmholtz Open Science Policy ein.

9. Neuer Supercomputer für das Innovationslabor hessian.AI am GSI

Am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung wurde ein neuer Supercomputer für KI-Spitzenforschung eingeweiht. Der „fourtytwo” wird durch das Innovationslabor des Hessischen Zentrums für Künstliche Intelligenz (hessian.AI) am wassergekühlten Green IT Cube des GSI betrieben, eine der in der Energienutzung nachhaltigsten Recheninfrastrukturen der Welt. Das mit rund 10 Millionen Euro geförderte Projekt der TU Darmstadt dient als Anlaufstelle für Unternehmen, Start-ups und Wissenschaft mit dem zentralen Ziel, Zugang zu einer KI-Supercomputer-Infrastruktur zu ermöglichen. Hier können KI-Systeme und -Anwendungen entwickelt, trainiert, getestet und evaluiert werden. Zudem soll die Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse und Prozesse unterstützt werden, indem bestehende Infrastrukturen für Forschungsdaten, Software und Dokumentation interoperabel in eine modulare digitale Forschungsumgebung integriert werden.

10. MetaROR – Wissenschaftseigene Kommunikationskanäle in den Wissenschafts- und Technologiestudien

Im Forschungsfeld Wissenschafts- und Technologiestudien (engl. Science and Technology Studies, STS) verfolgt die Initiative MetaResearch Open Review (MetaROR) das Ziel, die wissenschaftliche Kommunikation des interdisziplinären Feldes zu öffnen, und adressiert Herausforderungen wie begrenzten Zugang zur Literatur, fehlende Eigentümerschaft der Communities und limitierte Offenheit von Forschungsmethoden. MetaROR will ähnlichen Ansätzen, wie bspw. von „Review Commons“ und „Peer Community In“ folgen und selber keine wissenschaftliche Fachzeitschrift sein. Nach dem „publish-review-curate“-Modell soll in einer Art Overlay-Konzept die Begutachtung von via Preprint-Servern publizierten Manuskripten durch MetaROR koordiniert und anschließend eine redaktionelle Bewertung veröffentlicht werden. MetaROR zielt mit diesem Konzept auf eine beschleunigte und offenere wissenschaftliche Kommunikation, die der Publikation in einer wissenschaftliche Zeitschrift nicht entgegenstehen soll. Vielmehr sollen Partnerschaften mit relevanten Fachzeitschriften eingegangen werden, die die via MetaROR erfolgten Begutachtungen zur Beschleunigung des eigenen Publikationsprozesses nachnutzen können. Zur Umsetzung der Idee soll mit Techniologieanbietern kooperiert werden. Die Eigentümerschaft von MetaROR soll in der Hand der akademischen Communities liegen.

11. PID Network Deutschland: Termine für Workshops und Online-Seminare

Im Rahmen des Projekts PID Network Deutschland werden über die Projektlaufzeit bis 2026 eine Reihe von Vor-Ort-Workshops und Online-Seminaren zu insgesamt zehn Anwendungsgebieten von PIDs angeboten. Den Auftakt macht ein Präsenz-Workshop zum Thema „PIDs für Textpublikationen“, der am 27. September 2023, im Rahmen der Open-Access-Tage in Berlin stattfinden wird. Am 20. März 2024 wird ein Workshop zum Thema „PIDs für Open-Access-Publikationsdienste und Forschungsinformationssysteme“ an der Universitätsbibliothek in Bielefeld angeboten. Des Weiteren stehen die Daten für die ersten Online-Seminare fest: Am 19. Oktober 2023 (nachmittags) wird ein Online-Seminar zu „PIDs für Personen“ stattfinden. Und am 15. Februar 2024 (nachmittags) wird im Rahmen der Love Data Week ein Online-Seminar zum Thema „PIDs für Forschungsdaten“ organisiert. Nähere Informationen werden zeitnah über die PID-Dialog Mailingliste kommuniziert.

12. Rückblick CERN/NASA Open Science Summit

Anläßlich des in den USA deklarierten Year of Open Science 2023 haben CERN und NASA vom 10. bis 14. Juli 2023 eine Konferenz mit dem Schwerpunkt Open Science Policies unter dem Titel „Accelerating the Adoption of Open Science“ ausgerichtet. Über die Mitarbeit im Programmkomitee konnte Helmholtz einen Beitrag zum Gelingen der Tagung leisten. In einer produktiven Mischung von Vorträgen und Paneldiskussionen (die auch online aufgezeichnet wurden) an den Vormittagen und Diskussionen in Kleingruppen unter den Teilnehmer:innen vor Ort am CERN am Nachmittag kam es zu einem intensiven Austausch zu den Inhalten von Open Science Policies und Strategien der Implementation. Schwerpunkte der Diskussion waren u. a. offene Forschungsdaten, offene Forschungssoftware, offene Hardware und verwandte Themen wie Forschungsbewertung und Reproduzierbarkeit. Mitschnitte der Vorträge und Paneldiskussion sind verfügbar, Folien finden sich auf Zenodo. Der abschließende Vortrag von Tim Smith (CERN) gibt einen umfassenden Überblick über die Woche (Videoaufzeichnung).

13. Rückblick: Drittes Helmholtz Open Science Forum zur Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)

Das Helmholtz Open Science Office veranstaltete am 22. Juni 2023 das dritte Helmholtz Open Science Forum zur Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Ziel der Veranstaltung war es, einen Einblick in die NFDI-Aktivitäten innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft zu geben. Mehrere Zentren stellten ihr Engagement in verschiedenen NFDI-Konsortien vor und berichteten über ihre Erfahrungen, Synergien und den Austausch zwischen verschiedenen Akteur:innen. Die Präsentationen gaben Impulse für die Diskussion über die zukünftige und langfristige Entwicklung bei der Bereitstellung von Infrastrukturen und Serviceangeboten sowie für die NFDI-übergreifende Vernetzung. Die Dokumentation des Forums finden Sie zeitnah auf der Veranstaltungsseite.

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Literaturempfehlungen

Borrego, Á. (2023). Article processing charges for open access journal publishing: A review. Learned Publishing, 36(3), 359-378. https://doi.org/10.1002/leap.1558)

Borycz, J., Olendorf, R., Specht, A., Grant, B., Crowston, K., Tenopir, C., Allard, S., Rice, N. M., Hu, R., & Sandusky, R. J. (2023). Perceived benefits of open data are improving but scientists still lack resources, skills, and rewards. Humanities and Social Sciences Communications, 10(1), 1–12. https://doi.org/10.1057/s41599-023-01831-7

Champieux, R., Solomonides, A., Conte, M., Rojevsky, S., Phuong, J., Dorr, D. A., Zampino, E., Wilcox, A., Carson, M. B., & Holmes, K. (2023). Ten simple rules for organizations to support research data sharing. PLOS Computational Biology, 19(6), e1011136. https://doi.org/10.1371/journal.pcbi.1011136

Frick, C., Blümm, M., Randall, N., Küçük, B., & Bailey, D. (2023). A reality check on research reproducibility in Open Science students’ projects. API Magazin, 4(2). https://doi.org/10.15460/apimagazin.2023.4.2.144

Labastida i Juan, I., Melinščak Zlodi, I., Proudman, V., & Treadway, J. (2023). Opening knowledge: retaining rights  and open licensing in Europe. SPARC Europe. https://doi.org/10.5281/zenodo.8084051

Martin, L., & Neufend, M. (2023). Zukunftsmusik oder State of the Art – Experimentelle Formate für Bücher? Bericht zur Erhebung. open-access.network Report. https://doi.org/10.5281/zenodo.7990568

Mittermaier, B. (2023). DEAL: Wo stehen wir nach 10 Jahren? (Teil 2). b.i.t. online, 26(3), 217–225. https://b-i-t-online.de/heft/2023-03-fachbeitrag-mittermaier.pdf

Taubert, N., Sterzik, L., & Bruns, A. (2023). Mapping the German diamond open access journal landscape. arXiv. https://doi.org/10.48550/arXiv.2306.13080

Wrzesinski, M. (Hrsg.) (2023). Wissenschaftsgeleitetes Publizieren. Sechs Handreichungen mit Praxistipps und Perspektiven. Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft. https://doi.org/10.5281/zenodo.8169418

Yee, M., Surkis, A., Lamb, I., & Contaxis, N. (2023). The NYU Data Catalog: a modular, flexible infrastructure for data discovery. Journal of the American Medical Informatics Association. https://doi.org/10.1093/jamia/ocad125

Ziemann, M., Poulain, P., & Bora, A. (2023). The five pillars of computational reproducibility: Bioinformatics and beyond. OSF Preprints. https://doi.org/10.31219/osf.io/4pd9n

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