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104. Helmholtz Open Science Newsletter

Ausgabe vom 27. Juni 2024

1. Helmholtz fördert Forschung zu KI-Grundlagenmodellen

Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert Forschung zu Grundlagenmodellen für Künstliche Intelligenz in den Bereichen Medizin, Klimaforschung und Materialwissenschaften. Im Rahmen der neuen Helmholtz Foundation Model Initiative (HFMI) werden vier Pilotprojekte und die dafür benötigte Infrastruktur mit rund 23 Millionen Euro gefördert. Das Ziel ist die Entwicklung voll funktionsfähiger KI-Grundlagenmodelle, sogenannte Foundation Models, die auf der Grundlage einer sehr breiten Wissensbasis zu komplexen Problemlösungen fähig und damit deutlich leistungsstärker und flexibler als herkömmliche KI-Modelle sind. Zwölf Helmholtz-Zentren beteiligen sich an den Projekten, die die Entwicklung von Photovoltaikmaterialien beschleunigen (SOL-AI), die Genauigkeit von Klimamodellen verbessern (HClimRep), radiologische Diagnosen zuverlässiger machen (Human Radiome Project) sowie das Verständnis des globalen Kohlenstoffkreislaufs optimieren (3D-ABC) sollen. Dafür erhalten die Projekte über einen Zeitraum von drei Jahren eine Förderung in Höhe von 11 Millionen Euro, während weitere 12 Millionen Euro in den Ausbau der benötigten Infrastruktur investiert werden. Während sich die einzelnen Projekte auf ihre jeweils spezifischen Problemstellungen konzentrieren, fokussiert sich eine zusätzliche Synergy Unit auf disziplinübergreifende Fragestellungen, die für alle Projekte relevant sind. Die Ergebnisse der Projekte – Code, Trainingsdaten und die trainierten Modelle – sollen im Sinne von Open Source frei zugänglich zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund des Erfolgs ist bereits eine zweite Ausschreibungsrunde der HFMI für weitere Projektanträge in Vorbereitung. Ausführlichere Informationen finden sich in der offiziellen Pressemitteilung.

2. Digitalität gestalten - Offenheit und Souveränität vorantreiben

Unter dem Titel „Schwerpunkt Digitalität in der Wissenschaft" führt die Allianz der Wissenschaftsorganisationen die seit 2008 anhaltende Zusammenarbeit (vormals als „Schwerpunktinitiative Digitale Information”) fort. Mit dem neu formulierten Anspruch Digitalität zu gestalten – Offenheit und Souveränität voranzutreiben – sind Interessensgruppen und Task Forces etabliert worden. Die neue Webseite informiert über Themen und Produkte.

3. Erweiterung der NFDI-Basisdienste

Die Nationale Forschungsdaten Infrastruktur (NFDI) Initiative baut die Basisdienste im Rahmen der Base4NFDI aus. Zu den bereits bestehenden Basisdiensten IAM4NFDI, PID4NFDI und TS4NFDI starteten im Juni 2024 drei weitere Dienste in die einjährige Initialisierungsphase. Jupyter4NFDI zielt auf die Etablierung eines zentralen JupyterHubs ab, der den Zugang zu verschiedenen Software-Stacks und Rechenressourcen in den NFDI-Konsortien ermöglicht. DMP4NFDI wird das Open Source Datenmanagementplan-Tool RDMO hosten, sowie die Standardisierung von Vorlagen, den Support und das nötige Training für die NFDI-Konsortien umfassen. KGI4NFDI wird als Service-Hub fungieren und Konsortien, Institutionen und Forschende dabei unterstützen, Wissensgraphen zu erstellen und zu verknüpfen. Dadurch soll die Interoperabilität innerhalb der NFDI sowie darüber hinaus sichergestellt werden.

4. Allianz-Stellungnahme zur Studie „Kartierung und Beschreibung der Open-Access-Dienste in Deutschland”

Die nun veröffentlichte Studie „Kartierung und Beschreibung der Open-Access-Dienste in Deutschland” wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Allianz der Wissenschaftsorganisationen in Auftrag gegeben und von einer Arbeitsgruppe aus den Allianzorganisationen begleitet. Die Studie entstand im Kontext der Allianz-Strategie zur Open-Access-Transformation. Sie wurde vor dem Hintergrund der europäischen und internationalen wissenschaftspolitischen Appelle zur Stärkung öffentlich finanzierter und wissenschaftsgeleiteter Publikationsinfrastrukturen durchgeführt. In der Stellungnahme heißt es unter anderem:

„Insgesamt bilden nicht-kommerzielle Open-Access-Angebote in Deutschland ein dezentral entwickeltes Rückgrat der wissenschaftlichen Publikationskultur, das ausreichend fachliche und überfachliche Publikationsangebote und Hintergrunddienste umfasst. Jedoch fehlen Erfolgskriterien und Abstimmungen zur Vermeidung von Redundanzen. Zudem sind noch nicht alle Dienste verlässlich, nachhaltig und qualitativ konkurrenzfähig aufgestellt.

Daher fordert die Allianz die wissenschaftlichen Einrichtungen sowie die Zuwendungsgeber auf Ebene der Bundes- und Landesministerien auf, diesen Sektor in den Blick zu nehmen und langfristig tragfähige Finanzierungsmodelle zu unterstützen. Die Stabilisierung und Stärkung des Segments nicht-profitorientierter und von wissenschaftlichen Einrichtungen getragener Infrastruktur muss darin resultieren, dass diese Infrastruktur professionell betrieben und genutzt werden kann. Vorteile für das Gesamtsystem der Wissenschaft liegen dabei nicht zuletzt in einem Zugewinn an digitaler Souveränität.”

5. Barcelona Declaration on Open Research Information

Geleitet von der Vision, dass die Forschungsinformationslandschaft einen grundlegenden Wandel hin zur Offenheit von Informationen erfordert, wurde die Barcelona-Erklärung zu offenen Forschungsinformationen erarbeitet. Die Unterzeichnenden verpflichten sich, eine führende Rolle bei der Umgestaltung der Art und Weise zu übernehmen, wie Forschungsinformationen genutzt und produziert werden. Die Erklärung unterstreicht, dass offene Forschungsinformationen wissenschaftspolitische Entscheidungen auf der Grundlage transparenter Erkenntnisse und umfassender Daten ermöglichen und somit die weltweite Bewegung für eine offene Wissenschaft unterstützen. Die Erklärung enthält vier zentrale Forderungen:

  1. Offenheit als Standard für die Forschungsinformation.

  2. Zusammenarbeit mit Diensten und Systemen, die offene Forschungsinformationen unterstützen und ermöglichen.

  3. Unterstützung der Nachhaltigkeit von Infrastrukturen für offene Forschungsinformationen.

  4. Unterstützung kollektiver Maßnahmen zur Beschleunigung des Übergangs zur Offenheit von Forschungsinformationen.

Eine Aufzeichnung des Launch-Webinars sowie Folien und eine Dokumentation der Fragerunde (auf Englisch) zur Barcelona-Erklärung vom 23. April 2024 sind verfügbar.

6. Aktionspläne der Mitgliedsorganisationen zur Umsetzung von CoARA

Die Arbeit der Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA) gewinnt weiter an Konturen. Nach der Etablierung von Arbeitsgruppen und National Chapters haben die Mitgliedsorganisationen begonnen, in den gemeinsam vereinbarten „Action Plans” offenzulegen, wie ihre Organisation den Prozess der Umsetzung der Kernverpflichtungen begonnen hat. Eine Übersicht zum Konzept der Aktionspläne findet sich auf der CoARA Webseite. Via Zenodo sind zudem die ersten dieser Aktionspläne gesammelt zugänglich. Auch die EU Kommission hat, in ihrer Rolle als Mitgliedsorganisation von CoARA, einen solchen Aktionsplan veröffentlicht. Die Lektüre dieser Pläne ist insgesamt sehr lesenswert.

7. Eindeutige Identifizierung von Forschungseinrichtungen

ROR ist ein international unterstütztes Register für persistente Identifikatoren (PIDs) für Forschungseinrichtungen, das durch die PID-Community vorangetrieben wird. Die zweite Version des ROR-Schemas und der Schnittstelle (API) ist jetzt verfügbar und bietet eine leistungsfähigere und optimierte Nutzungserfahrung. So besteht jetzt die Möglichkeit, eine verbesserte und robuste Version zu nutzen, die Erstellungs- und Änderungsdaten für Datensätze, einen speziellen Bereich für die Speicherung von Sprachcodes für alle Namenstypen und eine flexiblere und effizientere Struktur bietet. Weitere Informationen finden Sie in diesem Blog.

8. Japan setzt für Open-Access-Plan auf Zweitveröffentlichungen und Ausbau der Repositorien

Einem Bericht zufolge will das japanische Wissenschaftsministerium (Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology - MEXT) Wissenschaftler:innen ab April 2025 dazu verpflichten, Publikationen aus staatlich geförderten Forschungsprojekten im Open Access zur Verfügung zu stellen. Dabei setzt die japanische Regierung auf den grünen Weg des Open Access, d. h. die Zweitveröffentlichung der begutachteten Manuskriptversionen von Publikationen in Repositorien. Diese Entscheidung wird mit hohen – und ständig steigenden – Kosten für den goldenen Weg des Open Access (Erstveröffentlichung in Open-Access-Zeitschriften) begründet. Zur Förderung der benötigten Infrastruktur plant die Regierung, 10 Milliarden Yen (ca. 60 Millionen Euro) in den Ausbau institutioneller Repositorien an japanischen Universitäten zu investieren.

9. Open Hardware: Helmholtz Open Science Online Seminar und Konferenz

Julieta Arancio von der Open Research Funders Group sprach beim 69. Helmholtz Open Science Online Seminar am 23. Mai 2024 über „Open Hardware” und wie das spannende Thema im Hinblick auf wissenschaftliche Instrumente mehr in die Diskussionen um Open Science eingebracht werden kann. Die Veränderungen in der Wissenschaftspolitik der letzten zehn Jahre und die damit verbundene Befürwortung des Open-Science-Gedankens hat zu institutionellen Strategien, neuen Rollenbeschreibungen und mehr Infrastruktur für einen breiteren Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen geführt. Die meisten dieser Open-Science-Strategien an Forschungseinrichtungen konzentrieren sich jedoch auf den freien Zugang zu Publikationen, offenen Forschungsdaten und - in Ausnahmefällen - Forschungssoftware.

Dieses Seminar konzentrierte sich auf Open Hardware, einen jüngeren Bereich im Open Science-Kontext, der auch in die UNESCO-Empfehlungen für Open Science von 2021 Eingang gefunden hat. Nach einer Einführung in das grundsätzliche Konzept, die wichtigsten Initiativen und die neuesten Entwicklungen rund um Open Hardware wurden die Möglichkeiten und Grenzen offener Hardware diskutiert, um offene Wissenschaft reproduzierbarer, effizienter und gerechter zu machen. Die Dokumentation des Online-Seminars (Folien und Aufzeichnung) ist auf der Veranstaltungsseite zu finden.

Wenn Sie am Thema Open Hardware interessiert sind, bietet Ihnen zudem die Open Source Hardware Konferenz 2024 (30.09.-01.10.2024 in Dresden) Möglichkeiten zur Information, zum Austausch und zur Vernetzung.

10. open-access.network – Workshop „Rechnungen für Publikationskosten abteilungsübergreifend kennzeichnen und erfassen“ für Bibliotheken und Finanzabteilungen

Mit dem Workshop „Rechnungen für Publikationskosten abteilungsübergreifend kennzeichnen und erfassen“ wurde im Mai 2024 die Reihe von Online-Workshops zum Thema „Finanzielle Gestaltung der Open-Access-Transformation an Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen“ fortgesetzt, die von der Bibliothek der Universität Bielefeld und dem Helmholtz Open Science Office im Rahmen des BMBF-Projekts open-access.network veranstaltet wird.

Die dritte Veranstaltung der Workshopreihe richtete sich speziell an Kolleg:innen-Tandems aus Bibliothek und Finanzabteilung derselben Institution. In mehreren Vorträgen ging es um abteilungsübergreifende Zusammenarbeit mit dem Ziel, anhand von Rechnungen die Publikationskosten für die gesamte Einrichtung zu erfassen. Im ersten Vortrag wurden aus dem österreichischen Projekt AT2OA²Informationsmaterialien und Empfehlungen zur Erfassung und Bearbeitung von Publikationskosten vorgestellt. In zwei Vorträgen aus dem Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ wurden zunächst in einem Praxisbeispiel Workflows der Rechnungsbearbeitung in der Bibliothek beschrieben und anschließend aus Perspektive der Finanzabteilung berichtet, wie SAP-Reports im Controlling von Publikationskosten eingesetzt werden können. Schließlich wurde die Open-Source-Software CODA (Customizable Open Access Database Application) vorgestellt, die eine Erfassung und Bearbeitung publikationsbezogener Daten ermöglicht. Die mehr als 180 Teilnehmer:innen aus Finanzabteilungen und Bibliotheken konnten bei der Veranstaltung eigene Erfahrungen bei ihrer Zusammenarbeit zur Erfassung und Zuordnung von Publikationskosten austauschen und vertiefen.

Die Präsentationsfolien des Workshops wurden im Open Access veröffentlicht und sind auf der Veranstaltungswebseite verlinkt.

11. Kolloquium „Open Science im Dienst der Wissenschaft“

Am 14. Juni 2024 fand auf dem Telegrafenberg in Potsdam das Kolloquium „Open Science im Dienste der Wissenschaft" statt. Die Veranstaltung würdigte das Wirken von Roland Bertelmann, langjähriger Leiter des Helmholtz Open Science Office, der nach einer engagierten beruflichen Laufbahn in den Ruhestand verabschiedet wurde. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer würdigten seine Leistungen und seinen unermüdlichen Einsatz rund um die offene Zugänglichkeit zu wissenschaftlichen Ergebnissen - seien es Texte, Forschungsdaten oder Software. Im Anschluss an den inhaltlichen Teil hatten die Teilnehmer:innen bei einem kleinen Empfang die Möglichkeit zum lockeren Austausch und zum weiteren Vernetzen.

Save the Dates

  • 10. bis 12. September 2024, Köln

    Die Open-Access-Tage sind die zentrale jährliche Konferenz zum Thema Open Access und Open Science im deutschsprachigen Raum. Sie finden das nächste Mal vom 10.-12.…

  • 18.-19. September 2024

    Die 25. Jahrestagung der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI) findet an der Universität Potsdam statt und steht unter dem Motto "Gemeinsame Infrastrukturen für…

  • 30. September und 1. Oktober 2024 in Dresden

    Es erwartet Sie ein abwechslungsreiches Programm, bestehend aus Vorträgen zu aktuellen Themen im Bereich Open Source Hardware, interaktiven Workshops,…

  • 21-23 Oktober 2024

    Das EOSC-Symposium 2024 wird eine entscheidende Veranstaltung auf dem Weg zum EOSC nach 2027 sein. Es ist eine wichtige Veranstaltung zur Vernetzung und zum Gedankenaustausch mit…

Literaturempfehlungen

Bosman, J., Debackere, K., Cawthorn, W., Galimberti, P., Graffner, M., Held, L., Hermans, K., Killard, F., Labastida, I., Millar, A., Robinson, M., Roser, K., Svendsen, M., & Wouters, P. (2024). Next generation metrics for scientific and scholarly research in Europe. League of European Research Universities (LERU). https://doi.org/10.5281/zenodo.11123148

CERN-NASA Working Group "Infrastructure for Open Scholarship". (2024). Science funders: commitments towards open infrastructure. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.11444361

Colavizza, G., Cadwallader, L., LaFlamme, M., Dozot, G., Lecorney, S., Rappo, D., & Hrynaszkiewicz, I. (2024). An analysis of the effects of sharing research data, code, and preprints on citations (arXiv:2404.16171). arXiv. https://arxiv.org/abs/2404.16171

Hoffstätter, U., & Weber, A. (2024). Langzeitarchivierung von Forschungsdaten. Einführung in das Thema zu Daten der Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften in Forschungsdatenzentren. KonsortSWD Working Paper Nr.9/2024. Konsortium für die Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften (KonsortSWD). https://doi.org/10.5281/zenodo.10418834

Hosseini, M., Horbach, S., Holmes, K. L., & Ross-Hellauer, T. (2024). Open Science at the Generative AI turn: an exploratory analysis of challenges and opportunities. Preprint. SocArXiv (OSF). https://doi.org/10.31235/osf.io/zns7g

Levchenko, M., Parkin, M., McEntyre, J., & Harrison, M. (2024). Enabling preprint discovery, evaluation, and analysis with Europe PMC. bioRxiv. https://doi.org/10.1101/2024.04.19.590240

Maddi, A. (2024). The nexus of open science and innovation: insights from patent citations. arXiv. https://doi.org/10.48550/arXiv.2404.15281

Malički, M. (2024). Structure Peer Review to Make It More Robust. Nature, 628, 476–476. https://doi.org/10.1038/d41586-024-01101-9.

Puebla, I., Ascoli, G., Blume, J., Chodacki, J., Finnell, J., Kennedy, D. N., Mair, B., Martone, M. E., Wittenberg, J., & Poline, J.-B. (2024). Ten simple rules for recognizing data and software contributions in hiring, promotion and tenure. OSF Preprints. https://doi.org/10.31219/osf.io/u3c4y

Rico-Castro, P., Rooryck, J., Melinščak Zlodi, I., Stojanovski, J., Ševkušić, M., & Armengou, C. (2024). D3.2 Extensible Quality Standard in Institutional Publishing (EQSIP) V2.0 for Diamond Open Access. DIAMAS Project. https://doi.org/10.5281/zenodo.10726732

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